Samstag, 21.6.2014
Samstagmorgen 8 Uhr, der Wecker klingelt. Ich bin wach. An solchen Tagen fühle ich mich immer wie ein Kind an Weihnachten. Wir fahren in die Filmstudios, wir fahren in die Filmstudios. Yeah, yeah, yeah. Zum Glück weiß meine Frau wen sie da geheiratet hat und kennt diese kleinen Ausraster von mir. 🙂
Gegen 9 Uhr waren wir startklar, bekamen unser Auto von den „Valet-Parking-Boys“ und los ging es. Die Fahrt dauerte nicht lang, gerade einmal 14 Minuten. An der Park-Area des Parks wurden wir von vielen übereifrigen, wild mit den Armen in der Luft fuchtelnden, Parkeinweisern begrüßt. Wir überlegen bis heute, was diese Gesten wohl genau zu bedeuten hatten. Wir bekamen das Frankenstein-Parkhaus zugewiesen, fanden einen Parkplatz und machten uns auf Richtung Parkeingang. Auf Empfehlung meines Zahnarztes hatten wir die „VIP-Studio-Tour“ gebucht. Denn die Universal Filmstudios sind gut besucht und wenn man ein „normales“ Ticket hat, verbringt man die meiste Zeit des Tages in den Warteschlangen zu den Shows oder Attraktionen. Ich gebe zu, diese VIP-Geschichte ist ein nicht ganz billiges Vergnügen, aber ich kann euch jetzt schon verraten, es hat sich gelohnt.
Nach einigem Suchen fanden wir den VIP-Eingang und wurden von einer überaus freundlichen jungen Frau in Empfang genommen. Sie freute sich so für uns, als würde sie selber an der Tour teilnehmen. Nachdem wir unsere Pässe erhalten hatten wurden wir ein paar Stufen hinaufgeführt in die sogenannte VIP-Lounge. Dort lernten wir unseren Tourguide Owen kennen und staunten über das hier angebotene Frühstücksbuffet. Das war im Preis inbegriffen und da ließen wir uns nicht zweimal bitten, versorgten uns mit Wasser, O-Saft, Obst und Croissants. Das fing ja gut an. Als nächstes erhielten wir jeder ein kleines Täschchen mit Sonnencreme, Pfefferminzbonbons, Erfrischungstüchern und einem Poncho für die Jurassic-Park-Wildwasserbahn. Klasse.
Gegen 10:45 lernten wir dann auch die anderen Tourteilnehmer kennen. Außer uns gehörten noch 4 Inder und 2 Australier zur Gruppe. Owen war ganz begeistert von dieser internationalen Vielfalt und rief entzückt: „Germany, Australia and India – awesome!“ Owen teilte uns mit, dass wir als ersten Programmpunkt die Tour durch die Studios machen würden. Er hielt eine silberne Stange mit einem blauen Ball in die Luft und meinte, wir sollten immer diesem blauen Ball folgen. Ich schmunzelte und überlegte, ob das wirklich nötig sei, aber es war nötig. Da Samstag war, war der Park dermaßen überlaufen, dass wir Owen hundertprozentig verloren hätten, hätte er nicht tapfer den blauen Ball in den Himmel getreckt. Nach zehnminütigem Fußmarsch durch den Park erreichten wir die Abfahrtstation für die Studio-Tour. Ein rot-blinkendes Schild wies darauf hin, dass die aktuelle Wartezeit 65 Minuten betragen würde. Oha. Aber wir schlenderten an den hunderten von Wartenden vorbei und da stand ein Tourbus nur für uns. Es gab eisgekühltes Wasser und genug Platz. Wir waren begeistert. Vor uns lagen ca. 1,5 Stunden Fahrt durch etliche Filmkulissen und simulierte Katastrophen. Wir durften das Set von der Serie „Parenthood“ besichtigen und staunten nicht schlecht, wie krass der Grad zwischen Wirklichkeit und Schein im TV tatsächlich war. Ich schoss wieder Bilder wie verrückt.
Weiter ging es, wir sahen einige Kulissen der Filme „Fluch der Karibik“, „How I met your Mother“ und durchfuhren die Wisteria Lane aus der Fernsehserie „Desperate Housewives“.
Ein Höhepunkt war sicherlich der simulierte Flugzeugabsturz aus Steven Spielbergs Film „War of the Worlds“. Des Weiteren gab es die Autos aus „Knight Rider“, „Fast and Furious“ und aus dem Film „Die Flintstones“ zu sehen. Wir fuhren in einen dunklen Berg wo uns in 3D (und wirklich gutem 3D) eine Szene mit King Kong und einigen Dinosauriern gezeigt wurde. Ich steigerte mich da mal wieder rein und war nur am Zucken und den Kopf einziehen, bis Christine zu mir sagte: „Schatz, das ist nicht echt!“. Ja, wusste ich doch, aber es wirkte so. Das war auf jeden Fall beeindruckend.
Dann bekamen wir noch eine Überschwemmung, ein Erdbeben und einen Angriff des weißen Hais simuliert. Alles wirklich gut gemacht und sehenswert.
Nach dieser Tour gerieten Christine und ich etwas unfreiwillig in eine 3D-Achterbahn des Films „Ich-einfach unverbesserlich“. Wir hatten nicht richtig zugehört und fanden uns plötzlich in diesem Gefährt wieder. Ich fand es ganz lustig und spaßig. Christine mag solche Fahrgeschäfte nicht und verbrachte diese 4 Minuten angespannt und mit verschlossenen Augen. Danach war Mittagspause. Owen lotste uns in ein Lokal, wo wieder ein köstlich angerichtetes Buffet auf uns wartete. Aufgrund der Hitze hielten wir uns aber mit dem Essen zurück und aßen nur etwas Salat mit Fleisch. Ich konnte nicht widerstehen und lud mir auch noch einen Crêpes an der Dessertstation auf. Köstlich. Nach dem Essen fanden wir zum Glück eine Smoking-Area und rauchten gleich zwei Zigaretten hintereinander. Denn Rauchen darf man hier nur an ausgewiesenen Plätzen und diese sind rar gesät.
Weiter ging es zu den Simpsons, wieder eine Achterbahn, aber dieses Mal passten wir auf und warteten mit der Mutter der indischen Familie draußen im Schatten. Es folgte ein weiterer Höhepunkt: Die Show „Waterworld“ – eine beeindruckende Darbietung verschiedener Stuntmänner und einer Stuntfrau. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr raus und vergaßen glatt Fotos zu machen. Nach weiteren Attraktionen, wie beispielsweise eine Achterbahn durch die Kulissen des Films „Die Mumie“, Shrek und Transformers steuerten wir gegen 17 Uhr auf mein persönliches Highlight des Tages zu: Die Jurassic Park-Wildwasserbahn. Christine hatte den ganzen Tag über mit sich gerungen, ob sie denn nun mitfahren würde oder nicht. Mir zuliebe entschied sie sich dafür und stieg das erste Mal in ihrem Leben in eine Wasserbahn. Dank der VIP-Tickets bekamen wir einen Platz in der ersten Reihe des Bootes zugewiesen. Oha, ich hätte lieber in der Mitte gesessen aber was solls. Ich wunderte mich kurz, dass sich über uns ein Sicherheitsbügel schloss, denn in Deutschland sitzt man meistens ohne Bügel in einer Wasserbahn. Naja, dachte ich, so schlimm wird das nicht sein, die Amis sind halt Sicherheitsfanatiker. Wir ruckelten einen Berg hinauf und dann öffnete sich ein Tor und die Titelmusik des Jurassic-Park Films erklang. Beeindruckend wirkende Dinosaurier streckten uns ihre Köpfe entgegen und kauten genüsslich ihr Grünzeug. Doch lange blieb es nicht so friedlich. Am Rand tauchten Boote wie unseres auf, die von kleinen fiesen Sauriern zerfressen wurden und vor sich hin qualmten. Irgendwann fuhren wir in eine dunkele Höhle, wo man die Hand nicht mehr vor Augen sah. Es piepte und zischte um uns rum. Ah, gruselig. Und plötzlich tauchte über uns der T-Rex auf, öffnete sein Maul mit den riesigen Zähnen und dann war er da, der freie Fall. Ich wollte schreien, aber es ging nicht. Gefühlte Tonnen von Adrenalin pumpten durch meinen Körper. Ich dachte an Christine, die neben mir saß und wusste genau, dass ihr das nicht gefallen würde. Wir schlugen auf dem Wasser auf und waren durchnässt bis auf die Haut. Christine war außer sich, sie zitterte am ganzen Körper und ich musste ihr noch im Boot schwören, dass sie nie wieder in solch ein Gefährt mit hinein müsse. Ich versprach es. Ich gebe zu, das war wirklich die krasseste Abfahrt die ich je hatte und hätte ich vorher gewusst, wie heftig das werden würde, wäre ich vielleicht gar nicht mitgefahren. Aber es war ein wahnsinnig tolles Erlebnis, was nur halb so toll gewesen wäre, wenn ich es alleine hätte bewältigt. Deswegen, danke mein Schatz, dass du das mit mir gemacht hast. Nach dreißig Minuten zitterte sie dann auch nicht mehr und konnte wieder lachen.
Owen verabschiedete sich daraufhin von uns. Wir kauften uns noch ein kleines Andenken, tranken eine kühle Sprite und verließen gegen 19 Uhr den Park. Es war ein toller Tag. Wir waren ganz schön k.o. und verbrachten den Abend auf unserem Hotelzimmer. Wir orderten ein Abendessen auf unser Zimmer. Dieses bestand mal wieder aus viel zu großen Portionen und es war unmöglich auch nur annähernd alles zu essen.
Gegen 23 Uhr schlummerten wir ein und freuten uns auf den nächsten Tag, denn unsere Reise sollte weitergehen, nach San Diego.